CranachNet:Über CranachNet

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Abbildungen von links nach rechts: (1) Ausschnitt aus der Zeichnung „Christus und die Ehebrecherin“, Frankfurt am Main, Städel, Inv. Nr. 15666. (2) Ausschnitt aus einer IRR-Aufnahme der Madonna mit Kind und Johannesknaben, Mannheim, Reiss-Engelhorn-Museen. (3) Ausschnitt aus der Madonna mit Kind, Karlsruhe, Kunsthalle, Kat. 1966, Nr. 108. (4) Ausschnitt aus dem Holzschnitt mit Martin Luther als Junker Jörg, Coburg, Kunstsammlungen der Veste Coburg, Inv. Nr. H.0064

Was ist Cranach.net?

Cranach.net ist die Forschungsdatenbank des cranach research institute (cri), einem Forschungsprojekt des Lehrstuhls für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, zur digitalen Aufarbeitung des Gesamtwerks Lucas Cranachs des Älteren und seiner Werkstatt. Die Projektleitung liegt bei Michael Hofbauer. Die Projektarbeit findet online und vernetzt in diesem Wiki statt, in das alle berechtigten Wissenschaftler(innen) Texte und Bilder einbringen und sich innerhalb der Projektumgebung über ihre eigene Forschung austauschen können. Seit Januar 2010 wurden 3.828 Artikel (darunter Einzeldarstellungen zu 3.119 Gemälden und 385 Zeichnungen) erstellt und 22.160 Dateien in das Medienarchiv hochgeladen. Die Cranach.net-Statistik listet weitere Kennzahlen des Projekts.

Ausgangslage und Zielsetzung

Lucas Cranach der Ältere, seine Söhne und seine Werkstatt haben im 16. Jahrhundert als Hofmaler für das sächsische Königshaus sowie für geistliche und private Auftraggeber Tausende von Werken geschaffen. Eine große Anzahl dieser Werke, vor allem Tafelgemälde, aber auch Altarwerke, Zeichnungen und Druckgrafiken, sind bis in die heutige Zeit erhalten. Seit der großen Cranach-Ausstellung in Dresden 1899 wurde die Forschungsarbeit zu Lucas Cranach und seiner Werkstatt durch zahlreiche Monografien und Werkverzeichnisse zusammengefasst. Die wichtigsten Veröffentlichungen, die bis heute als Standardwerke ihre Gültigkeit behalten haben, sind der Werkkatalog von Max J. Friedländer und Jakob Rosenberg aus dem Jahr 1932, der durch Jakob Rosenberg im Jahr 1979 mit einigen Ergänzungen nochmals neu herausgegeben wurde, sowie die Zeichnungs-Kataloge von Theo Ludwig Girshausen von 1937 und Jakob Rosenberg 1960. Zur Ausstellung im Kunstmuseum Basel im Jahr 1974 veröffentlichten Dieter Koepplin und Tilmann Falk ein umfassendes zweibändiges Werk, in dem die neue Forschung dargestellt und bis dahin nicht berücksichtigte Werke zur Diskussion gestellt wurden. Fast zeitgleich erschien Werner Schades Cranach-Monografie, die mit ihrer chronologischen Auflistung von Primärquellen und autografischen Belegstücken wichtiges Handwerkszeug zur weitergehenden Forschung lieferte. Eine Reihe von Ausstellungen ergänzte mit ihren Katalogen in der Folgezeit die Forschung, wobei sich unter den diversen Ausstellungskatalogen sowohl solche mit der Darstellung von Sammlungsbeständen (z. B. die Kataloge mit den Dresdener Gemälden oder den Erlanger Zeichnungen) als auch solche mit der Darstellung aus Werken unterschiedlicher Sammlungen befinden. Hinzu kommen unzählige Einzelbeiträge geringeren Umfangs sowie Ergebnisse neuer Forschungsansätze aus den wissenschaftlichen Teilgebieten der Materialforschung und moderner optischer Untersuchungsmethoden. Hier ist vor allem der von Ingo Sandner 1998 vorgelegte Tagungsband zur Ausstellung „Unsichtbare Meisterzeichnungen auf dem Malgrund“ auf der Wartburg zu nennen, der sich mit der Bedeutung infrarotreflektografischer Sichtbarmachung von Unterzeichnungen auf dem Malgrund befasst.

Die aktuelle Forschung zum Werk Lucas Cranachs sieht sich daher einer schwer überschaubaren Anzahl von wichtigen Beiträgen und neuer Methodik gegenüber, die vom einzelnen Wissenschaftler kaum noch umfassend wahrgenommen werden kann, während es bislang noch keinen Ansatz dazu gab, die große Anzahl von rund 2000 bekannten Werken, die dem Cranach-Kreis zugeschrieben werden, in einer einzelnen Publikation vergleichend gegenüber zu stellen. Die Auswertung und Einbindung der einzelnen Forschungsbausteine in die Gesamtbetrachtung wird der Schwerpunkt der künftigen Forschung sein. Diesem methodischen Ansatz der Datenverknüpfung fühlt sich das Cranach Reseach Institute verpflichtet und betreibt daher die Forschungsdatenbank cranach.net, in der alle Informationen und Forschungsergebnisse zu allen dem Cranach-Kreis zugeschriebenen Werken gesammelt und durch Resultate aus materialtechnischen Untersuchungen, Infrarot-Reflektografie, Röntgentechnik, Computertomografie und dendrochronologischen Datierungen ergänzt werden sollen.

Die Idee zu cranach.net geht auf das Jahr 2007 zurück, als Michael Hofbauer im Rahmen seiner Forschungstätigkeit die Notwendigkeit einer zentralen Datenbank zur Sammlung des aktuellen Forschungsstandes um Lucas Cranach und seine Werkstatt erkannte. Bis zum Sommer 2009 war der eigene Datenbestand von cranach-research.de bereits zu einem solchen Ausmaß angewachsen, dass erste Versuche mit verschiendenen Datenbanklösungen begannen. Im Spätjahr 2009 fiel der Entschluss, anstelle einer kostenintensiven und proprietären Datenbanklösung auf die gemeinfreie Mediawiki-Software zurückzugreifen, wie sie sich vor allem bereits bei Wikipedia zur Verwaltung von Millionen von Beiträgen und Dateien von Tausenden Autoren bewährt hat.


Nach Abschluss der Testphase ging die Forschungsdatenbank unter ihrer heutigen Internetadresse am 14. Januar 2010 online und wird seitdem sukzessive ausgebaut. Ein erster Schwerpunkt lag auf der Erfassung aller bislang Cranach und seiner Werkstatt zugeschriebenen Zeichnungen, die bis zum Ende des Jahres 2010 im Wesentlichen abgeschlossen war. Inzwischen liegt der Schwerpunkt auf der Erfassung der Tafelgemälde. Seit Juli 2011 ist cranach.net ein Forschungsprojekt des Lehrstuhls für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart sowie Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke, Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Universität Trier. Träger ist seit Juni 2012 die Universitätsbibliothek der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.

Die Zusammenarbeit von Kunstwissenschaftler(innen), Geschichtswissenschaftler(innen), Restaurator(innen), Naturwissenschaftler(innen) sowie verschiedenen Museen wird angestrebt, um die Forschung durch schnelle Vergleichsmöglichkeiten innerhalb eines großen gemeinsam erarbeiteten Datenbestandes voranzutreiben und neue Denkansätze zu ermöglichen. Es ist davon auszugehen, dass mit dem Wachsen der Datenbank sowohl eine quantitative als auch qualitative Beschleunigung der Forschungsarbeit einhergehen wird, die für eine kunst- und kulturhistorische Bewertung des zahlenmäßig umfangreichen Werks der Wittenberger Cranach-Werkstatt von großer Bedeutung sein kann.

Wie funktioniert Cranach.net?

Als Arbeitsplattform dient die Mediawiki-Software, die sich u.a. auch schon bei Wikipedia und verschiedenen anderen Projekten seit Jahren als stabile Lösung bewährt hat. Die Mediawiki-Software bietet eine Vielzahl von Darstellungs-, Verknüpfungs- und Diskussionsmöglichkeiten. Es gibt spezielle Bereiche für den verknüpften Aufbau von Werkmonographien und Sachthemen, für längere Artikel und Untersuchungsberichte, für die Teilnehmer- und Sachdiskussion, eine frei kategorisierbare und gemeinsam nutzbare Bilddatenbank und weitere frei strukturierbare Bereiche. Der speziell konfigurierte Cloudserver und die MySQL-Datenbank von Cranach.net sind darauf ausgelegt, praktisch unbegrenzte Text- und Bildmengen verwalten zu können. Im Gegensatz zu Wikipedia ist das Wiki von Cranach.net kein offenes System für Laien, sondern vielmehr erhalten nur die mit dem Projekt verbundenen Wissenschaftler, Forschungseinrichtungen und Museen die zum Lesen und Bearbeiten der Inhalte nötigen Zugriffsrechte.

Zum Aufbau einer Werkdatenbank ist es nötig, für jedes bekannte Werk des Cranach-Kreises einen eigenen Artikel anzulegen und das Werk in entsprechende motivisch gruppierte Übersichten und sowie den Artikel in die passenden Kategorien einzusortieren. Für die weitergehende stilkritische Betrachtung und Händescheidung ist nicht nur die Sammlung von Werken des unmittelbaren Cranach-Kreises erforderlich, sondern auch von Nachfolgern, Nachahmern und stilistisch ähnlichen Zeitgenossen. Alle Anmerkungen und Dokumente zur Stilkritik usw. werden in die jeweils zugehörigen Werkartikel eingepflegt.

Das Wiki wächst mit seinen Inhalten. Zur Verwaltung der eingepflegten Informationen reichte anfangs noch eine relativ einfache Kategorie- und Artikelstruktur aus. Je mehr Inhalte hinzugekommen sind, umso detaillierter konnten diese kategorisiert werden, so dass im Laufe des Projektes mittels Werkzeugen wie der Multikategorie- oder Volltextsuche inzwischen datenbankartige Recherchemöglichkeiten gegeben sind, die z. B. die Auswahl von Werken für vergleichende Untersuchungen stark vereinfachen.

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